Für die VSG Altglienicke ging es um viel an diesem Abend in Babelsberg. Zum dritten Mal in Folge ist die Vizemeisterschaft der Regionalliga Nordost möglich und zumindest theoretisch sogar der erste Platz noch drin. Trainer Karsten Heine arbeitet also weiterhin geduldig am wahrscheinlich letzten Aufstieg seiner langen und erfolgreichen Karriere.
Für die im Mittelfeld der Tabelle gesetzten Nulldreier hingegen geht es um nichts – und dabei um alles. Muss die Equipe doch nach den Querelen der letzten Wochen und mit ungewisser Zukunft auf der Trainerbank doch genug Energie sammeln, um halbwegs würdige Auftritte vor den zwar duldsamen, aber auch etwas weniger zahlreich erscheinenden Fans hinzubekommen. Eine gewisse Enttäuschung auf den Rängen war beim letzten Heimspiel deutlich spürbar.
Die Aufholjagd beim BAK am Dienstag aber demonstrierte eine erfreulich kämpferische Attitüde gegen den stärkeren Gegner. Vielleicht ließe sich das gegen die VSG wiederholen, mögen manche vorab gedacht haben. Dass es allerdings erneut genau so dramatisch wie im Poststadion ablaufen würde, hätte wohl kaum jemand erwartet.
Die VSG-Führung von 1:0 zur Halbzeit verdient, das zweite Tor in der 60. Minute durch schweren Passfehler in der Babelsberger Abwehr dann schon eher glücklich. Mehr als Glück hatten dann aber die Nulldreier zwei Minuten später, als der Linienrichter einen Kopfball von Daniel Frahn, gehalten auf der Linie von Altglienicke-Keeper Leon Bätge, als Tor zählte.
Der folgende Druck auf das Tor der Gäste wurde in der kommenden halben Stunde nicht belohnt. Bis Frank Zille, erst zur 89. Minute eingewechselt, in der Nachspielzeit in eine ausgezeichnete Vorlage wiederum von Frahn, hineinsprang und für den zu diesem Zeitpunkt verdienten Ausgleich für Babelsberg sorgte.
Der Jubel zum Tor und unmittelbar nach dem Spiel machte greifbar, wie wenig sich der weiterhin unverzichtbare Rekordtorschütze Daniel Frahn mit seiner Vorgeschichte und der Kontroverse um seine Verpflichtung Anfang 2020 als Integrationsfigur eignet. Gefeiert und auf den Zaun an der Nordkurve gerufen wurde allein Frank Zille. Wenn man es genau nimmt, war das natürlich allein deshalb schon korrekt, weil er das einzige echte Tor für Babelsberg an diesem Abend geschossen hatte.
Als Tribun wider Willen, zunächst ein bisschen ungläubig und distanziert zur eigenen Rolle, wurde Zille zum Verstärker eines erlösenden vielstimmigen Schreis inmitten dieser Durststrecke der Nulldreier. Das war nicht mehr das pflichtschuldige Absingen der immergleichen Fanchöre. Das war eine kraftvolle Belebung der zuletzt etwas glanzlosen Verbindung zwischen Platz und Tribüne am Babelsberger Park.
Zwei Heimspiele bleiben noch in dieser Saison, dieses wiedergewonnene Gefühl der Begeisterung zu festigen. Es darf auch gerne mal wieder mehr als nur ne Punkteteilung sein. Am Samstag in zwei Wochen kommt Cottbus. Bonne chance und allez, allez! (krt)