Blick von hinten auf eine verrauchte Tribüne, Menschen nur in Umrissen erkennbar, ein Flutlicht in der Ferne.

Dass es ein besonderer Freitagabend im Karli werden würde, war vielfach absehbar. Da war der überragende Gegner, der Spitzenreiter Berliner AK, der aktuell ziemlich durch die Regionalliga Nordost marschiert (zuletzt 6 Siege in Folge). Da war die Tatsache, dass der SV Babelsberg 03 gleich dahinter auf dem zweiten Platz stand. Da war die begeisterte und begeisternde Motivationsansprache von Rudolf „Rudi“ Ndualu auf Instagram: „Wir wollen die 3000 Fans knacken. Ihr seht, was alles im Karli möglich ist. Ich hoffe auf euren Support. Ich hoffe eure Unterstützung. Und dann hoffen wir, dass die 3 Punkte im Karli bleiben“– dazu die linke Faust. 

Vielleicht war das ein Mal zu viel gehofft. Die 3.000 wurden zwar geknackt, es waren, kein Witz, 3.333, wie der Stadionsprecher verkündete. Von den drei Punkten aber ist nur einer im Karli geblieben. Damit rutschen die Nulldreier vorerst auf den 3. Platz (überholt von Lok Leipzig, außerdem noch überholbar von Cottbus und Erfurt). Der Abstand auf Tabellenführer BAK bleibt mit sechs Punkten immerhin gleich groß.

Dabei begann die Partie mit Rauch und Strobo in Nordkurve, Ostblock und sogar einem Pyro im Gästeblock nicht nur auf den Rängen dynamisch. Auf dem Platz ging es von Anfang an zur Sache, wozu die Babelsberger durch entschlossen, unnachgiebig und auch oft erfolgreich geführten Zweikämpfen nachdrücklich beitrugen. Positiv hervorzuheben sind dabei die Verteidiger Janne Sietan und Marcus Hoffmann, die sich furchtlos in jeden Zweikampf warfen.

Blick auf eine Anzeigentafel mit dem Stand 0:0
Es gab deutlich mehr Action, als der Endstand vielleicht vermuten lässt

Die Heimmannschaft schien verinnerlicht zu haben, dass gegen den spielerisch und physisch oft überlegenen Gegner nur so etwas zu holen ist. Dieses Bewusstsein hielt die Nulldreier aber nicht davon ab, selbst immer wieder mutig nach vorn zu spielen, oder sich eben nicht hinten reinzustellen und aktive Spielgestaltung zumindest zu versuchen.

Dennoch flogen einige lange Bälle ins Leere. Bei den kurzen und tiefen war man immer einen Augenblick zu spät dran. Eine Flanke kam mit Effet in die Box, aber dort konnte sich kein Babelsberger gegen die kopfballstarke Gästeabwehr durchsetzen. Bei den wenigen Gelegenheiten, die sich die Babelsberger gegen den Dauerpressing spielenden, stets gut sortierten und laufstarken Gegner erspielten, fehlte der finale Zug zum Tor. Die Anwesenheit des Stürmers Tom Nattermann fiel an diesem Abend kaum auf, auch Daniel Frahn, der in der 65. Minute für ersteren eingewechselt wurde, blieb unauffällig. Was auch fehlte: kreative Impulse aus dem Mittelfeld. 

Die Berliner, deren auffälligster Offensivspieler der schnelle Michael Seaton war, scheiterten zwei mal am Aluminium. Besonders Eckbälle wurden den Babelsbergern mehrmals brandgefährlich, hatten die Berliner offensichtlich eine Variante einstudiert, bei der die eigenen Spieler tief im Strafraum standen, dort Chaos stifteten und den Torhüter störten, damit der Eckballschütze ins lange Eck schlenzen konnte. Gleich mehrmals verpasste der BAK so das erste Tor, einmal knallte der Ball an den Pfosten.

So kann man aus Babelsberger Sicht durchaus dankbar sein für den einen Punkt. Ebenso darf man das für die sehr spannenden letzten 15 Minuten – auch wenn diese besonders für die Nordkurve nervlich herausfordernd, ja leidvoll wurden. Wenn die kommenden Partien im Karl-Liebknecht-Stadion genauso kämpferisch bestritten werden, dann sollten sich die 3.000 doch bald dauerhaft knacken lassen. (va)

Von BoB