Blick in einen Stadioninnenraum durch ein TorIm Rücken der Mauerpark, davor das Tor zum Umgang auf der Gegengeraden

In der dritten Liga wird das Publikum gesiezt, zumindest die Gäste am Jahn-Sportpark im Prenzlauer Berg, wenn sie mit ein bisschen Pyroshow für Stimmung sorgen. So geschehen am vergangenen Freitag. Ein bisschen Feuer, ein bisschen blau-schwarzer Rauch, mit Grüßen aus Saarbrücken. Und da die Ermahnung auf der Anzeigetafel ungünstigerweise im Rücken der munteren Ultratruppe zu lesen ist, gibt es noch die obligatorische mündliche Zurechtweisung durch den Stadionsprecher: „Sie schaden damit nur Ihrem Verein.“

Schaden tat den Ohren vor allem die übermäßig laute (und über weite Strecken wirklich unerträgliche) Mucke. Bisschen unsensibel vielleicht auch, unmittelbar vor dem Spiel, in dem es für Viktoria wirklich eng um den Abstieg ging, ausgerechnet „Highway to hell“ zu spielen. Getanzt hat da niemand so recht.

Tribüne eines Stadion. Darauf blauer Rauch, Fahnen und Fans. Im Hintergrund eine Anzeigentafel, die dazu auffordert keine Pyrotechnik abzubrennen
„Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin“ – das aber mit viel Geduld und Energie

Immerhin aber gab‘s bei den Saarbrücker Fans was zu sehen, neben dem Nebel auch ordentlich Fahnengeschwenke und eine nimmermüde Partylaune. Die weite Anreise muss sich schließlich lohnen. Das traurige Rudiment von Fankultur auf Berliner Seite zeigt sich nicht nur im beschämend niedrigen Zuspruch von gerade mal 1.400 Zuschauer*innen (mindesten ein Drittel davon Gästefans). Klar, man muss die Fahnen, das Getrommel und die Gesänge nicht unbedingt vermissen, die Ruhe passt ja auch zum gediegenen Umfeld des Stadions. Aber so ein bisschen mehr Herzblut von den Rängen als Unterstützung im Abstiegskampf wünscht man den Viktoria-Spielern ja doch.

Denn die waren auch richtig engagiert dabei. Sah es in den ersten zehn Minuten danach aus, als würden die Saarbrücker mit leicht verdienten drei Punkten nach Hause fahren können, kam Viktoria nach Rückstand kämpferisch und spielerisch gut zurück in die Partie. Am Ende verhalf ein glückliches, zu dem Zeitpunkt aber durchaus verdientes Tor zum 2:1-Sieg. Der Klassenerhalt ist damit zwar noch nicht sicher, aber ein Stückchen nähergerückt. Da kam sogar ein bisschen so etwas wie Jubel auf. Vor allem die Jugendabteilung mit ihren Ballflitzern am Spielfeldrand benahm sich euphorisch bis an die Grenze einer Gehirnwäsche.

Eine Frau in Warnweste mit der Aufschrift "Ordner" schaut in ein Stadion, im Hintergrund ist der Berliner Fernsehturm zu sehen
Zu ordnen gabs nicht so viel, dafür kann man den Fernsehturm sehen

Es liegt letztlich nicht nur an den Viktorianern, ob sie Plätze mit dem BFC tauschen. Die müssen nach der praktisch gesicherten Meisterschaft in der Regionalliga noch zwei Spiele um den Aufstieg in die dritte bestreiten. Und überhaupt, der BFC. Wenn man sich überlegt, in welchen Niederungen sie über lange Zeit den Jahn-Sportpark bespielt haben, kann man sich nur wundern. Mehr Publikum als jetzt Viktoria haben sie sicher oft gehabt. Steigen sie aber auf, werden wir, wie an diesem frühlingshaften Freitag bei Viktoria, höchstens ausnahmsweise mal vorbeischauen. Egal in welchem Stadion sie dann zu Hause sind. (krt)

Von BoB